Wer ein Chromebook besitzt und sich zudem mit der Entwicklung von Webanwendungen beschäftigt, wird sich irgendwann Gedanken dazu machen, wie man das Chromebook dafür nutzen könnte.

Von Hause aus ist ein Chromebook nicht mehr als ein Chrome Browser mit ein paar erweiterten Funktionen. Jedoch eignet es sich kaum für entwicklungstechnische Aufgaben. Es ist zwar nicht unmöglich, auf einem Chromebook zu programmieren, aber man stößt schnell an die Grenzen.

Auch ich habe mir dazu längere Zeit Gedanken gemacht und einiges ausprobiert. So habe ich zum Beispiel den (jetzt leider eingestellten) Service von Nitrous.io genutzt, um auf einer externen Virtuellen Maschine und mit einem Editor in einem Browser zu arbeiten. Aber man ist von den externen Anbietern abhängig, es kommen regelmäßige Kosten auf einen zu und wenn man Pech hat, wird der Service irgendwann einfach eingestellt - wie in diesem Fall geschehen.

Es musste also eine bessere Möglichkeit gefunden werden. Zum Glück ist es mittlerweile relativ einfach möglich, Linux parallel zu Chrome OS laufen lassen. Und unter Linux kann man dann leicht eine Entwicklungsumgebung einrichten und nutzen.

Hier stelle ich euch vor, welche Schritte man durchführen muss und auf welche Schwierigkeiten man stoßen kann.

Chromebook in den Developer Modus schalten

Damit man Linux auf einem Chromebook nutzen kann, muss dieses zuerst in den Developer Modus geschaltet werden. Wie dies geschieht, kann von Chromebook zu Chromebook unterschiedlich sein.

Auf chromium.org gibt es hierfür für die meisten Modelle eine entsprechende Anleitung.

Ich selber verwende das Acer C740 welches sich durch Drücken der Tasten Escape und Refresh und dann auf Power in den Developer Mode versetzten lässt. (Achtung! Nur Refresh und Power setzt das Chromebook in den Werkszustand zurück!) Bitte beachtet auch, dass dieser Vorgang alle Daten auf eurem Chromebook löscht und das System komplett neu einrichtet!

Crouton herunterladen

Im nächsten Schritt müssen wir Crouton herunterladen. Hierbei handelt es sich um ein Programm, mit dem sich verschiedene Linux Chroot Umgebungen installieren lassen. Es ist somit also auch möglich, mehrere verschiedene Linux Systeme nebeneinander betreiben zu können.

Dazu einfach die Datei herunterladen oder auf der Seite von Crouton den entsprechenden Link suchen.

Ubuntu Trusty mit XFCE Windowmanager installieren

Nun müssen wir mit der Tastenkombination Strg + Alt + T ein Terminal öffnen. In diesem Terminal wird die Chrome OS Developer Shell (crosh) ausgeführt. Hier geben wir dann folgenden Befehl ein:

crosh> shell
chronos@localhost / $

Nun können wir Crouton aus dem Downloads Ordner heraus ausführen und Ubuntu Trusty mit dem Window Manager XFCE installieren:

sudo sh ~/Downloads/crouton -r trusty -t xfce

Dieser Vorgang dauert etwas länger. Es werden alle benötigten Linux Bibliotheken heruntergeladen und installiert. Wenn alles fertig ist, können wir die Chroot Umgebung starten.

Ubuntu starten

Mit folgendem Befehl starten wir Ubuntu:

sudo enter-chroot

Damit kommen wir in die Shell von Ubuntu. Auch wenn XFCE ein netter Window Manager ist, möchte ich doch lieber einen einfach zu bedienenden und performanten Tiling Window Manager wie i3 nutzen. Diesen können wir direkt gleich installieren:

sudo apt-get install i3

XFCE starten und i3 einrichten

Wir können an dieser Stelle die Shell mit Strg + D wieder schließen und XFCE starten:

sudo startxfce4

Wir rufen dann im Menü 'Session and Startup' die Einstellungen 'Application Autostart' auf und fügen mit '+ Add' einen neues Kommando mit folgenden Werten hinzu:

  • Name: i3
  • Description: i3
  • Command: /usr/bin/i3

Dann gehen wir zu 'Session and Startup > Session' wählen alle Einträge die xfce enthalten aus und schließen diese indem wir auf 'Quit program' klicken. Danach speichern wir die Session und starten die Chroot Umgebung neu.

i3 sollte jetzt automatisch starten und funktionsfähig sein.

Warum ein Window Manager wie i3?

Warum nutzen wir nicht einfach die normale Shell von Ubuntu, sondern installieren einen Window Manager? Aber der Vorteil liegt klar auf der Hand. Mit i3 können sehr leicht mehrere Shells geöffnet und positioniert werden, auch in verschiedenen Workspaces. Außerdem können grafische Programme wie Firefox oder auch der Atom Editor geöffnet werden. Gerade dies ist wichtig, wenn wir komfortabel unseren Code eingeben und bearbeiten wollen.

Das System lässt sich einfach individuell anpassen und erweitern. Ihr wollte ein anderes Hintergrundbild? Oder Ruby, Node oder ähnliche Dinge installieren? Die Möglichkeiten sind praktisch unendlich.

Hier findet ihr drei sehr gute Einführungsvideos zu i3.

Ich hoffe ich konnte euch zeigen, welche Möglichkeiten in eurem Chromebook stecken. Wenn Ihr Fragen habt, stellt diese einfach in den Kommentaren.

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